VITA

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Die Sopranistin Julia Kirchner ist musikalisch breit aufgestellt und widmet sich dem vokalsolistischen Repertoire ab 1600. Ihre warme Stimmgebung, emotionale Tiefe, hohe musikalische Intelligenz und Nuancierung sowie Textdurchdringung zeichnen sie aus. Sie sucht nach einer grösstmöglichen Natürlichkeit im Singen und liebt es, die Stilistik, Ästhetik und den historischen Hintergrund ihres Repertoires zu ergründen.


Die gebürtige Thüringerin ist mit dem Repertoire Johann Sebastian Bachs – dessen Passionen, Solokantaten und Messe in H-Moll ihr besonders am Herzen liegen – aufgewachsen. Sie hat ihren beruflichen und musikalischen Anker in Basel, wo sie die Konzertreihe tesori della musica leitet. Ihre künstlerische Inspiration zieht sie aus der Natur und den malerischen Dörfern ihrer Wahlheimat Südfrankreich.


Im Fokus ihrer musikalischen Auseinandersetzung stehen insbesondere die Solokantaten der Barockzeit, die Barockoper sowie das Lied- und Oratorien-Repertoire.


Die Werke Georg Friedrich Händels nehmen einen besonderen Stellenwert in ihrem sängerischen Schaffen ein. Bei den Opernpartien haben es ihr besonders die Zauberinnen angetan: Alcina (Alcina) und Armida (Rinaldo). Szenisch verkörperte sie ausserdem den Aminta (Kantate Aminta e Fillide) in einer barockgestischen Produktion ihres Ensembles scenitas. Neben Oratorien wie Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (Bellezza), L'Allegro, il Pensieroso ed il Moderato, Athalia (Josebeth) und Messiah widmet sie sich intensiv den Solokantaten und Motetten wie Lucrezia, Armida abbandonata und Silete venti, die sie regelmässig mit eigenen Instrumentalensembles aufführt.

photo: Jean-Michel André

Auf der Opernbühne hat sie Rollen wie Ottavia (Monteverdi), Polixène und Proserpine (Lully), Alcina (Händel), Venus (Kusser), Vespetta (Telemann), Diana (Hasse), Eurydice (Gluck) und die Knusperhexe (Humperdinck) gesungen. Aktuell studiert sie die Partien der Contessa von Mozart und der Micaëla von Bizet.


Im Oratorienfach kann sie ein breites Repertoire vorweisen, das neben den barocken und klassischen Werken sowohl die deutschen und italienischen Oratorien der Romantik von Mendelssohn, Brahms und Rossini, als auch die französische Chorsymphonik umfasst – darunter Poulencs Gloria und Honeggers Le Roi David.


In ihrer Basler Konzertreihe tesori della musica stehen Soloprogramme mit kammermusikalischer Instrumentalbesetzung im Zentrum. Die Reihe hat zwei Schwerpunkte: zum einen, dem Publikum musikalischer Schätze vergessener Komponisten zugänglich zu machen und zum anderen selten gespielte Werke bekannter Komponisten vorzustellen. Kombiniert hat sie diese Werke mit dramatischen Solokantaten wie Telemanns Ino, Beethovens Ah perfido und Haydns Berenice, die sie barockgestisch aufführte.


Seit Beginn ihrer Karriere widmet sich Julia Kirchner intensiv dem Liedgesang, wobei sie Spezialistin für besondere Programme, teilweise in Form von Gesprächskonzerten (Eichendorff, Liszt) ist, die sie mit der Pianistin Nao Aiba (LiedduoWeimar) oder dem Pianisten Suguru Ito gibt. Aus ihrer Verbundenheit mit der historisch informierten Musizierweise resultierend ist es ihr ein besonderes Anliegen, das entsprechende Instrumentarium einzubeziehen. Daher arbeitet sie mit Hammerflügel-Spezialisten wie David Blunden und Thomas Leininger. Mit der Harfenistin Vera Schnider recherchiert sie Repertoire für Gesang und Harfe um 1800 (gespielt auf einer französischer Einfachpedalharfe) und interpretiert romantisches Repertoire wie Mélodies von Debussy (mit einer Erard-Harfe des 19. Jahrhunderts).


Sie singt regelmässig bei Festivals wie den Händel-Festspielen Halle, dem Bachfest Leipzig, der styriarte Graz und La Chaise-Dieu, gastierte an den Opernhäuser Theater Basel, Teatro Olimpico Vicenza und Markgräfliches Opernhaus Bayreuth sowie auf Konzertpodien wie Philharmonie Berlin, Konzerthaus Wien und Gewandhaus Leipzig. Dabei arbeitet sie mit Dirigenten wie Michael Hofstetter, Sigiswald Kuijken, Andrea Marcon und Michael Schneider zusammen.


Mit dem Barockensemble scenitas hat sie die faszinierende Welt der Barockgestik beleuchtete, mit der sie sich über Jahre beschäftigte. Zwei eigene Produktionen innerhalb der Händel-Festspiele Halle mit der Regisseurin Sigrid T’Hooft krönten die Arbeit mit diesem Ensemble.


Julia Kirchner studierte klassischen und historischen Gesang, Gesangspädagogik, Liedinterpretation und Romanistik in Leipzig, Basel, London, Rom und Weimar. Zu ihren Lehrern zählen Prof. Jeanette Favaro-Reuter, Prof. Ulrich Messthaler, Prof. Karl-Peter Kammerlander, Penelope MacKay und Sara Mingardo. Zudem erhielt sie wichtige Impulse von Margreet Honig, Susanne Scholz und René Jacobs.


Sie ist Preisträgerin und Finalistin verschiedener Wettbewerbe, zuletzt bei Voci Olimpiche in Vicenza 2019. Ihr künstlerisches Schaffen wurde durch diverse Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen sowie CD-Produktionen dokumentiert.


2024 wird Julia Kirchner im Abschlusskonzert der Telemann-Festtage Magdeburg mit Michael Schnieder und La Stagione Frankfurt zu hören sein. Als Alcina wird sie erneut mit der Freitagsakademie Bern in Händel’s gleichnamiger Oper (Regie: Nikolaus Habjan) durch verschiedene Theater touren. Mit der Harfenisten Vera Schnider ist eine CD-Produktion mit Romances & Airs von Philippe Joseph Hinner geplant. Ausserdem stehen diverse Kammermusikkonzerte auf dem Programm.